Über die Ausschreitungen von Charlottesville (Mitte August 2017) der toten Frau und die vielen Verletzten, die von einem Neonazi mit dem Auto überfahren wurden, schreibt der Kultursoziologe Claus Leggewie der Frankfurter Rundschau:

 

"(....) Die Ultrarechte war stets beinhard gegen Juden, Schwarze und Schwule, neuerdings auch Muslime, und sie verfolgte Strategien eines anglo-amerikanischen Revisionismus, der die Niederlage im Bürgerkrieg und die Aufhebung der Rassentrennung nie akzeptiert und Amerika als Vielvölkerrepublik immer abgelehnt hat. (...)

Doch sollte man nicht übersehen, dass diese Rechte an Traditionen anschließt, die weniger amerikanisch als europäisch sind und dem Faschismus des späten 19.Jahrhunderts entspringen. Neonazis beziehen sich auf modernen Antisemitismus und Hitler:"Blood & Soil" auf die arisch-agrarische Volksgemeinschaft der Nazis. Amerikanisch ist die Form: Der fundamental-protestantische Geheimbund des Ku-Klux-Klan und die Militia, die waffentragenden Bürgerwehren, bestehen auf der radikalen Auslegung des Secound Amendment ("the right of the people to keep an bear arms") aus dem Jahr 1791 und laufen nicht nur in Charlottesville in Bürgerkriegsmontur herum. Auf ihr Konto geht der heimische Terrorismus, der schon dutzende von Toten gekostet hat.(...)

Amerika und Europa leiden unter dem gleichen Übel: der Widergeburt des Faschismus. Casa Pound in Italien, Jobbik in Ungarn, Morgenröte in Griechenland, die Ultrarechte Opposition gegen PIS in Polen und natürlich kreidefressende Nazis, die in deutschen Burschenschaften, identitären Aktionsgruppen und bei Pegida untergekommen sind, rufen hier wie dort zum letzten Gefecht. Wer Trumps Umfeld als Faschisten mit amerikanischem Antlitz kennzeichnet, verharmlost weder den Nationalsozialismus noch übertreibt er die Gefahr, die davon ausgeht. Wir sind Charlottesville."

 

(FR, 18.August 2017, S.31) 

Aufstand der Verbitterten,

nannte der Soziologe Heinz Bude seinen Gastbeitrag in der Frankfurter Rundschau vom 10.11.2016. Das kann man so sagen. Die Entscheidung der Mehrheit des amerikanischen Wahlvolkes, begünstigt durch das eigenartige Wahlsystem, Donald Trump zum Präsidenten zu wählen, wirkt wie ein politisches Erdbeben, das die Welt erschüttern wird...(das ist gewiss!)

 

Michael Moore, der geliebte und gehasste Dokumentarfilmer ("Bowling for Colombine") soll, wie die Frankfurter Rundschau schreibt (12./13.11.2016) auf seiner Webseite (michaelmoore.com/trumpwillwin) schon im Juli dargelegt haben, warum man sich über diesen Triumpf von Trump nicht zu wundern brauche. Er schrieb u.a., der Republikaner "brauchte sich im Wahlkampf nur auf den "rust belt", die ehemaligen industriellen Zentren Michigan, Ohio, Pensylvania und Wisconsin zu konzentrieren." (zit. FR), wo "die Herzen schmolzen" (ebda). Moore sah überdies "das letzte Gefecht des wütenden weissen Mannes. 240 Jahre rein männlicher Vereinigter Staaten gehen zu Ende." Über seine Geschlechtsgenossen hatte er nur Spott übrig, wobei ihm von meiner Seite gewiss zuzustimmen ist.

 

Hinzu kommt, dass man als arbeitender Mensch ziemlich bescheuert (wenn auch verzweifelt) sein muss, einen Milliardär zu wählen, der sich wohl aus guten Gründen weigerte, wie das eigentlich bisher üblich war in den USA bei Wahlen, seine Steuererklärung zu veröffentlichen und ankündigte, u.a. die Unternehmenssteuern, die um die 35% liegen, drastisch herabzusetzen, was in den letzten Jahrzehnten des herrschenden Neoliberalismus weltweit noch nie, jedenfalls kaum zu mehr Arbeitsplätzen führte - vorallem nicht in strukturschwachen Gebieten! - sondern die Spekulationsblase der Finanzwirtschaft ankurbelte, die 2008 bekanntlich platzte und die Welt beinahe in den Ruin führte, - was noch nicht ausgestanden ist, vorallem in Europa!

Aber man weiß ja, die Gläubigkeit an übersinnliches Heilsgeschehen der Amerikaner ist sprichwörtlich, so glaubt man halt einem reichen Clown, dass er es schaffe, einen selber auch reich zu machen..., wenigstens etwas stolz, einer irgendwie gearteten "Mehrheit" anzugehören, wenn man auch selbst ein armer Hund sein mag...

 

Das was mal die amerikanische Arbeiterklasse war und heutzutage (wie bei uns!) verschämt "unterer Mittelstand" genannt wird, kündigte den Demokraten, den sie ehemals vertraute, die Gefolgschaft auf. Warum? "Die einzige Antwort der Demokraten auf die ökonomischen Probleme", argumentierte der Politikwissenschaftler Thomas Frank, "sei es gewesen, diesen Menschen zu empfehlen, sich doch gefälligst zu bilden und damit den Aufstieg zu schaffen." (Damir Fras, FR, S.4) Da hatte in der Tat Bernie Sanders etwas mehr anzubieten. Wenigstens einen einigermassen klaren Blick auf die tatsächlichen Verhältnisse im Land. Er wäre wohl der einzigste Kandidat gewesen, der dem Blender und Hetzer Trump paroli hätte bieten können. Die vrhasste Hillary Clinton, als Ausgeburt des Establishments, konnte das nicht, da versagten ihr auch viele Frauen ihre Stimme. Nicht zuletzt viele Latino-Frauen, die über Trumps Machismo offensichtlich lachten, weil sie das ja offensichtlich gewohnt sind...(Psychologen nennen das zu recht die Idenfikation von Unterlegenen mit dem Aggressor).

 

Clinton habe "das Ausmass dieser gesellschaftlichen Obdachlosigkeit unterschätzt", schrieb der eingangs erwähnte Soziologe Heinz Bude (ebda). Wenn man politisch nichts mehr anzubieten habe, als "das Management von Komplexität", werde man von "Frontleuten hinweggefegt, die grosse Veränderungen versprechen." (Heinz Bude, FR 10.11.2016) Und schliesslich: "Nach dem Votum zum Brexit ist der Wahlausgang in den USA der Beginn eines neuen weltweiten Politzyklus, der bald in Frankreich, in den Niederlanden und Österreich seine Fortsetzung finden kann." Bude meint, die Menschen "wollen nicht mehr nur einbezogen werden, sie erwarten von politischer Führung vielmehr, dass diese die Vorstellung einer Zukunft hat, an die alle glauben können." (ebda)

 

Stephan Hebel, einer der profiliertesten Analytiker unserer Zeit, der in der Frankfurter Rundschau schreibt, stimmt Bude zu und kritisiert den Begriff des "Populismus", wie er bedenkenlos auf alle angewendet wird, die halt da und dort und vielleicht auch etwas übertrieben, neben der Spur liegen würden. Das ist in der Tat eine richtige Frage, die sehr wichtig ist und uns alle betrifft.

 

Ich als bildender Künstler weise in meiner Kunst z.B. der Ambivalenz zwischen Vorder-grund und Hintergrund auf diese Frage indirekt hin, in dem in meinen Gestaltungen das "So oder So" zwar formal eindeutig, aber in der Wahrnehmung sich dies ganz und garnicht so ergibt, obwohl die Formen - oder gerade deshalb! - sich sehr ähneln. Das ist eben das vertrackte in unserer Welt generell und in unserer Zeit besonders, wer blickt da durch? Das macht das Wahrheitsproblem virulent, obwohl es natürlich eindeutige Fakten gibt. Nur sind sie eingebettet in Erzählmuster die je nach ideologischer Weltdeutung wichtig oder unwichtig, eingeblendet oder ausgeblendet werden. Trump soll z.B. den weltweit spürbaren Klimawandel für ein Hirngespinst halten, wie das bei Verschwörungstheoretikern (auch bei uns!) eben üblich ist... 

 

In meiner freien Kunst will ich generell keine eindeutige Antwort geben, weil Kunst, meiner Auffassung nach, dafür nicht da ist. Sie kann und sollte aber Fragen stellen, die durch eine ambivalente Komposition allemale möglich ist. Überdies gebe ich in meiner Eigenschaft als Grafik-Designer schon meine Meinung kund, weil Design - obwohl natürlich Bestandteil der Kunst - eine zur Eindeutigkeit neigende Kunstform ist. Bildende Kunst dagegen ist, meiner Meinung nach, das aber nicht, weil Kunst eher zum Symbol neigt, was historisch jeweils zur Interpretation anregen kann... und soll (und tut es auch!).

 

Aber zurück zu Stephan Hebel, der meint zum Thema Populismus: "Die Debatte über dieses Phänomen leidet häufig an mindestens zwei Ungenauigkeiten (...). Erstens wird der Populismus immer wieder mit der Emotionalität seiner Gefolgsleute verwechselt. Und zweitens gerät der Begriff zur Allzweckwaffe, mit der auch auf diejenigen politischen Gegner geschossen wird, die mit Populismus eigentlich nichts zu tun haben." (FR 12/13.11, Essay: Sie sind nicht das Volk).

Hebel meint zum ersten Trugschluss: "Wer sich dem wütenden Kampfgeschrei der Nationalpopulisten und ihrer Anhänger entgegenstelle, sei automatisch im Besitz der Vernunft (...) Und einem ebenso fatalen Irrtum unterliegt, wer dem Immobilienmilliardär das rationale Kalkül abspricht. Trump ist skrupellos und weitgehend inhuman, er spielt mit falschen Versprechungen und den Ängsten vieler Menschen - aber irrational ist das nicht, denn er tut das sehr wohl mit Berechnung." (ebda) Irrational sei, dass die Leute auf die Trump´schen Scheinlösungen hereinfallen würden, angefangen von der unsinnigen Wirtschaftspolitik der Steuersenkungen für Reiche, über Abschottung gegenüber Migranten bis zur Geringschätzung gegenüber Frauen, Schwulen und Anders-lebenden aller Art. "Nicht irrational ist es aber, dass sie sich von der bisherigen Politik weitgehend alleingelassen fühlen." (ebda)

 

Zusammengefasst meint er und dem stimme ich zu: "Nicht jeder, der das politische Establishment angreift, ist automatisch ein Populist. Ein Populist ist auch nicht jeder, der Systemkritik übt. Und ebenso wenig ist die Berufung auf die Interessen des Volkes zwingend populistisch. Wer Populismus verstehen will, sollte sich hüten mit den Trumps und Le Pens und Frauke Petrys in einen Topf zu werfen, der die derzeitige Elite ablösen will und das System, wie es sich entwickelt hat, infrage stellt. Und schließlich: Wer dazugehört und wer nicht; wer als gut zu gelten hat und wer als böse - darüber bean-sprucht der Populismus eine absolute Definitionsmacht (...) Diesen ausgrenzenden, ja, elitären Volksbegriff der angeblich so Antielitären zu bekämpfen - das wäre in der Tat eine Aufgabe für das ganze Volk." (ebda)

 

Welch kluge Worte, denen ich augenblicklich nichts hinzufügen mag. Außer vielleicht dem Hinweis, dass wir im Sinne von Henri Lefebvre, Zygmunt Baumann, gewiss auch Volker Beck und vielen anderen, wohl im Zeitalter der Ambiguität und Ambivalenz leben, was Zukünfte nicht nur für Individuen und Gesellschaften, sondern auch für die Gattung Mensch mehr als unsicher werden lässt...Und Donald Trump ist natürlich kein Sieg über die Ambivalenz geglückt, sondern er ist genuiener Ausdruck davon.

 

Norbert Herrmann

13/14.11.2016, geringfügig

korrigiert am 09.11.2020

 

 

Stimmen:

Colin Crouch, britischer Soziologe und Politologe im Interview:

Frage:

Herr Crouch, der Wahlsieg Donald Trumps wird erklärt mit der zunehmenden Verdrossenheit der Menschen gegenüber der "Institutionellen Politik" und schwindenden Verrauen in die repräsentative Demokratie. Unterstreicht das Ihre These von der Postdemokratie?

 

Antwort:

Ja, aber in einer seltsamen Weise. Ein Teil meiner These der Postdemokratie war, dass in der modernen Gesellschaft die Mehrheit der Menschen keine politische Identität finden kann. Jetzt tritt sowohl in den USA als auch im Vereinigten Königreich ein Zustand ein, in dem viele Leute eine nationalistische, vielleicht auch rassistische Identität im Kontext der Globalisierung, der Einwanderung, der Flüchtlinge und des Terrorismus gefunden haben. Das führt zu einer Politik des Hasses und der Wut. Auf diese Weise kann nichts gutes entstehen."

 

Frankfurter Rundschau, 14.11.2016 (Auszug)

 

Wie man 3-Sat und anderen Fernsehsendern entnehmen kann, feiern amerikanische Nazis und weisse Rassisten seit dem Trumsieg unter dem Motto "Amerika gehört uns" jubelnd sich selbst. Bei einer Konferenz des nationalistischen Thinktank National Policy Institut (NPI) grüsst dessen Chef und Anführer der alternativen Rechten Richard Spencer "die Menge in seiner Abschlussrede mit den Worten Hail Trump, hail our People, hail victory (Heil Trump, heil unserem Volk, Sieg Heil), die Menge ruft es ihm nach, viele erheben den Arm zum Hitlergruss.

(Er sagt:) Bis zur letzten Generation war Amerika ein weisses Land, aufgebaut für uns und unsere Nachkommen (...). Es ist unsere Kreation, unser Erbe und es gehört uns. Die Menge jubelt. (Fettdruck von N.H)   

 

Das Holocoust.Museum in Washington hat mit Abscheu auf die Worte Spencers reagiert:

Wir sind von der hasserfüllten Rhetorik der Konferenz zutiefst alarmiert", teilte das Museum mit. "Man fragt sich, ob diese Leute überhaupt Menschen sind", hatte Spencer in seiner Rede mit Bezug auf Juden gesagt. Das Holocoust-Museum blickt mit Sorge auf den Aufwind der Rechtsradikalen und weissen Nationalisten in den USA. Die Vernichtung der europäischen Juden habe nicht mit Tötrn begonnen, erklärte das Museeum, sondern mit Worten." (Frankfurter Rudschau, 23.November 2016)

 

Im Interview mit 3-Sat prahlte Spencer glaubhaft mit den guten Verbindungen nach Europa und Russland, wo es eine enge Vernetzung einer inzwischen rechtsradikalen Internationalen von Gruppierungen (z.B. die Identitären) und Parteien gäbe. Das ist glaubhaft. Wir können uns auf einiges gefasst machen...(Er aber hoffentlich auch).

 

Norber Herrmann

23.11.2016

 

Nun, nach dem erwartungsgemäss reichlich verunglückten Besuch der deut-schen Kanzlerin Angela Merkel in Washington - "was mut, des mut" -, twitterte der offensichtlich schwachköpfige, aber gefährliche Komiker im Weissen Haus der Kanzlerin hinterher, dass "Deutschland" gefälligst für den "militärischen Schutz" der Amerikaner zahlen solle. Dazu schrieb Ilja Tüchter in der Sonntagsausgabe der RHeinpfalz ("Die Grenzen der Höflichkeit") vom 19.März 2017:

 

"Als Trump die US-Wahl gewonnen hatte, lud er gleich Henry Kissinger ein, um sich Rat zu holen. Der greise EX-Aussenminister erklärte hinterher, Trump müsse eines lernen: Sicherheitspolitik sei etwas anderes als ein Geschäftsabschluss. Offenbar muss Kissinger noch mal im Weissen Haus vorbeischauen. Oder soll die Bundesregierung einmal eine Mietrechnung für die Nutzung der US-Militärbasen hierzulande schicken?" Mit Ironie ist dem weitreichenden und existentiellen Problem jedoch nicht zu begegnen, meine ich.

 

Etwas präziser bringt das ein Leser der Frankfurter Rundschau vom Mittwoch 1.März 2017 unter der Überschrift "Neuer deutscher Grössenwahn" auf den Punkt, wo es um die Forderung der Amerikaner geht, dass die meisten Nato-mitglieder ihre Rüstungsausgaben erhöhen sollten. Heinz Leipold schreibt:

 

"Nach dem Friedensforschungsinstitut SIPRI liegen die weltweiten Rüstungsausgaben im Jahr 2014 bei 1,747 Billionen Dollar. Die Ausgabenverteilung ist folgende: Nato: 55 Prozent (961 Mrd. Dollar, davon die USA 646 Mrd.); mit Nato kooperierende Staaten: 17 Prozent (Russland: Fünf Prozent = 87 Mrd. Dollar, China: elf Prozent = 192 Mrd. Dollar); alle anderen Länder zusammen: zwölf Prozent = 209 Mrd. Dollar. "(...) Wer sich von der "Friedfertigkeit" der Nato überzeugen will, dem ist zu empfehlen sich die geostrategische Landkarte von dem Einkreisungsring von rund 800 grösseren Militärstützpunkten in 50 Ländern rund um Russland und China anzusehen. Auch zu empfehlen ist ein Blick in das "Drehbuch" für die gegenwärtigen und künftigen Kriege mit dem Titel "Die einzige Weltmacht" des langjährigen US-Präsidentenberaters Zbigniew Brzenzinski. Dort wird (1997) beschrieben, wie die langfristigen - vorerst nächsten 30 Jahre - Interessen US-Amerikanischer Machtpolitik aussehen. Zitat: "Es gilt die Vorherschaft über dieses riesige, merkwürdig geformte eurasische Schachbrett, das sich von Lissabon bis Wladiwostok erstreckt, zu gewinnen." (ebda)

 

Hier ist nicht der Platz über die völkerrechtswidrige Anexion der Krim durch Russland - die die Mehrheit der Bevölkerung dort aber begrüsste - und über den Ukrainekrieg zu schreiben, dazu ist die Lage zu komplex und die Interessenssphären der Beteiligten Mächte mir zu undurchsichtig, ausser was offensichtlich ist: Dass die Nato immer näher an Russland heranrückt. Diejenigen, die auf dem Maidan für mehr Demokratie und gegen die Korruption auf die Barrikaden gingen - und den leider Umgekommenen - gilt meine Solidarität. Das ist klar. Was die Anexion der Krim betrifft, sagte jedenfalls Gorbatschow, dass er das in Ordnung fand, nicht nur, weil die Bevölkerung das mehrheitlich gewollt habe, sondern weil der russische Flottenstützpunkt in Sewastopol nicht in Gefahr gera-ten durfte. Militärstrategisch kann man das verstehen...

 

Was die Atomwaffen bei uns, z.B. in der Eifel und die Militärpräsenz der Amerikaner betrifft, so halte ich diese objektiv für eine Bedrohung der deutschen Bevölkerung und ich bin politisch für den Abzug der Amerikaner. Ramstein bei Kaiserslautern ist ein strategischer Stützpunkt für den nach deutschem Recht verfassungswidrigen, weltweiten Drohnenkrieg der Amerikaner, denen tausende Unschuldige zum Opfer fielen und weiter fallen werden. Diese Stützpunkte wären zusammen mit den stationierten Atomwaffen militärisches Ziel im Falle eines Krieges, mit wem auch immer. Die Pfalz und grosse Teile Deutschlands dürfte es dann nicht mehr geben...

 

Norbert Herrmann

letzter Eintrag:

21. März 2017,

geringfügig korrigiert

am 07.11.2020

 

 

07.11.2020: Trump hat seine Wiederwahl verloren! Eben gingen die Meldungen über die Sender. Wir sind in Spanien an der Costa blanca und in der nahen Stadt Calpe knallten die Feuerwerkskörper. Gretel und ich feiern auch...

 

Wer die Entwicklungen um die amerikanischen Wahl und die Auszählung, die immer noch andauert, aber als entschieden gewertet wird, in den Medien im Alltag notwendig rudimentär verfolgte, kann aufatmen, wenn man den amerikanischen Präsidenten Donald Trump über vier Jahre medial erlebte, als absolute Fehlbesetzung wahrgenommen und sein Auftreten zum Schluss nur noch kopfschüttelnd als peinlich werten konnte: Lässt er sich nun aus dem Weißen Haus unter Waffengewalt zeternd heraustragen oder nicht? Nein, er geht nach vielen öffentlich Auftritten, wobei ihn fast alle seriösen amerikanischen Sender wegen andauernden, unbewiesenen Behauptungen, abschalteten, Golf spielen. Das ist gut! Vielleicht wird das seine aufgehetzten Fans beruhigen.

Ansonsten werden seine Anwälte, wie es bei amerikanischen Wahlen üblich ist, ihren wahrscheinlich aussichtlosen Kampf vor Gerichten ausfechten um "Wahlmanipulation" nachzuweisen, was ihnen wohl kaum gelingen wird, auch wenn Trump, wie man sagt, 270 konservative Richter*innen ins Amt brachte: Sie sind ihm nichts mehr schuldig! Das Gesetz werden sie wahrscheinlich nicht beugen. Die Wahlbeobachter der OSZE haben jedenfalls, da wo sie wegen Gesetzen nicht gehindert waren, keine "Unregelmäßigkeiten" festgestellt, wie es im Jargon heißt. Ihnen kann man sicher vertrauen. Letztlich auch der amerikanischen Justiz. Die amerikanische Öffentlichkeit, jedenfalls die Hälfte, feiert: Herzlichen Glückwunsch! 

 

Wer gewinnt hat recht, wie man sagt, so kann man dem Gewinner der Wahl sicher gratulieren. Der Gewinner Biden ist gewiss als "Anti-Trump" gewählt worden, Millionen Amerikaner hatten einfach genug von dieser "aufgeblasenen Null" namens Trump, wie ich ihn nennen würde. Ein mir gewiss nicht politisch sympatischer "Falke", wie Trumps einstiger Berater namens Bolton - er wollte den Iran bombardieren! - sagte das nötige, schrieb ein Buch darüber. Bolten sicher ein gefährlicher Mann in seinen politischen Ansichten, aber auch ein ehrlicher. Im Interview schüttelte er den Kopf: "Trump ist unmöglich..." Und er schilderte Erlebnisse, wo man nur den Kopf schütteln kann.

 

Für die deutsche Politik, die offiziell sofort gratulierte, wird sich im Prinzip nichts ändern. Trump hat nur das zugespitzt, was die USA sowieso will. Doch gewiss wird sich der Ton ändern. Ich halte nichts von "Freundschaft von Staaten" - der Bundespräsident Heinemann sagte einst: er liebe keine Staaten, nur seine Frau -, die gibt es nicht. Es gibt Bündnisse wie die Nato, über deren Legitimität man nachdenken muss. Die Amerikaner haben "uns" nicht aus Freundschaft von den Nazis "befreit", sondern aus machtpolitischen Erwägungen, was legitim ist. Wir haben davon kulturell profitiert, keine Frage. "Wir" haben, wenn man so will, "Demokratie gelernt." Vor dieser Frage steht nun die USA, ob die Verlierer der Wahl das Unabänderliche akzeptieren oder nicht. Man wird sehen...

 

Für uns wichtig ist: Wir feiern!

Trump war eine unmögliche Figur im Weltgeschehen, wie Berlusconie in Italien als Kleinformat, die beide leider internationale Nachahmer fanden, was hoffentlich, durch diese Zesur weniger Nachahmer finden wird. Wollen wir es hoffen. Für meine nüchterne Auffassung von Politik und Weltgeschehen bedeutet das nichts. Trump war ein Symtom der Ambivalenz des Weltgeschehens überhaupt. Der neue Präsident Biden wird viele unsinnige Projekte stoppen, wie der Austritt der USA aus dem Klimaabkommen, was zu begrüßen wäre. Und ansonsten kann man von ihm nicht erwarten, dass er die "Welt" vor den Kopf stößt. Das wäre gut. Aber ansonsten haben die USA schon immer ihre Interessen durchgesetzt. Die Parole "American first", war eben lächerlich und als Werbestrategie für Dumme konzipiert. Dass darauf fast die Hälfte der amerikanischen Wählerschaft hereingefallen ist, zeigt, wie mächtig mediale Manipulation funktioniert. Mögen wir hoffen, dass die selben Sender, die die Leute aufhetzten, nun auch ihren Einfluss gelten machen, sie zu besänftigen. 

 

Norbert Ernst Herrmann

08.11. 2020