Fotos:

Gretel Kawohl-Herrmann

Ausstellung Rückblick" meiner Arbeiten vom 27.7. - 21.8.2018 in der Galerie m Beck

 

Die Galerie m Beck - sehen Sie hier einen Zeitungsartikel über die Galerie - im saarländischen Homburg/Schwarzenacker zeigt in großen und kleinen, jedenfalls vielfältig verschachtelten Räumen zu den jeweiligen Ausstellungsterminen eine Vielzahl von Künstlerinnen und Künstlern. So auch diesmal. Im Vorderhaus werden aktuelle Arbeiten von Verena Vernunft und Bert Duerkop, im Stammhaus werden Günter Beier (Alltag), Gudrun Dorsch (Verwicklungen), Katharina Lehmann (Seemingly Save Universe) und Gisela Altmann (Entschleunigung) gezeigt und im NG4-Bereich zeigt Joachim Hell seinen "Garten der Sinne" und ich meinen "Rückblick" mit über 30 Arbeiten aus einigen Jahrzehnten.

 

(Fortsetzung unter dem Plakat.)  

 

 

 

 

Das Motiv des Plakates ist z.B. im Jahre 1981 entstanden und wurde von mir mit Zahnbürste und Gitter mit Acrylfarbe gespritzt. Es war die Zeit der entstehenden "Jungen Wilden", ein neoexpressionistischer Stil - die meisten sind in alle Winde zerstreut -, den ich nicht mitmachen wollte und ich setzte dagegen mein "So nicht!"

 

Der Anlass meiner Ausstellung "Rückblick" ist vielleicht interessant: Nachdem ich im Vorjahr bei einer Gruppenausstellung mit dem Thema "Allianzen" mit acht Digitaldrucken in der Galerie Beck/Naumann teilgenommen hatte, dieses Jahr auch bei Kunstmessen dabei bin (siehe), wollte der Galerist und Teilhaber des Unternehmens Mathias Beck frühere Arbeiten von mir - soweit nicht verkauft - sehen und schaute sie sich im Atelier an. Er war angetan: "Die Arbeiten müssen auf den Kunstmarkt, was denn sonst? Was nicht öffentlich gezeigt und also zumindest kunstmarktmäßig registriert ist, existiert nicht!" So redet halt ein erfahrener Galerist. Nichts dagegen..., ich freute mich. 

 

KünstlerInnen neigen bekanntlich dazu, immer ihre jüngsten Werke als das Non Plus Ultra zu halten, nicht zuletzt deshalb, weil bei Wettbewerben meistens immer nur die Arbeiten der letzten zwei Jahre zugelassen sind. Und so haben die meisten Künstler-Innen das Problem, das heißt: "Was tun mit den älteren Arbeiten?" Die Gelegenheit für öffentliche "Rückblicke" in Galerien oder entsprechende Institutionen haben die wenigsten...Und so stapeln sich so gut wie in jedem Atelier die Räume mit viel Herzblut, jedenfalls Vergangenem. Wer berühmt ist, kann gut verkaufen, wer nicht, hat ein Problem. Und die meisten KünstlerInnen und Künstler sind nicht berühmt, wie wir wissen...(Siehe Künstlersozialkasse) 

 

Was bei der Galerie Beck/Naumann u.a. großartig ist, sind die Gelegenheiten der Kommunikation unter KünstlerInnen und Gästen (siehe oben die fortlaufenden Fotos). Immer bei einfachen, aber köstlich zubereiteten, gemeinsamen Abendessen wird fröhlich diskutiert, gezecht und manchmal auch gestritten. Das gehört dazu. Dyonysos hätte seine Freude daran! Diesmal war ein Grillfest nach dem Ende der Ausstellungseröffnung angesagt: Da bringt man gerne etwas zum Grillen und vielleicht einen Salat mit...

 

Hier nun zu meinen Bildern:

Kernstück in einem der großen Räume, die mir zur Verfügung standen, ist das "Triptychon 1997", allein wegen der Größe. Es ist 130 x 330 cm. Je nach Abstand der Lücken ist es größer. Es war schon zweimal so gut wie verkauft, doch kam aus unterschiedlichsten Gründen wieder ins Atelier zurück. Für mich ist es ein paradigmatisches Werk, weil es die Ambivalenz zwischen Vordergrund und Hintergrund in visueller Klarheit als Gegensatz ausdrückt. Und auch nicht übel malerischen Ansprüchen genügen kann. Kreis und Quadrat sind "dezentriert", das heißt, sie haben keinen gemeinsamen Mittelpunkt. Was bei Victor Vasarely z.B. so gut wie immer der Fall ist, wenn er Quadrat und Kreis zusammen gezeigt hat. Das ist ästhetisch der entscheidende Unterschied zu Vasarely, der mir erlaubt visuelle Räume gestalterisch neu zu erschließen. Wer sich nicht nur in neuerer Kunstgeschichte, sondern auch in Sozialwissenschaften und Philosophie etwas auskennt, wird diesen Begriff der "Dezentrierung" von Habermas kennen...Wobei ich hinzufügen will, dass mir diese Entdeckung seiner Zeit als Grafiker und Maler gelang, bevor ich sozialwissenschaftliche und philosophische Studien näher kennenlernen konnte an der Universität Heidelberg. Zumindestens liefen diese Erkenntnisprozesse parallell. Was bei künstlerischen Prozessen schließlich so gut wie immer, auf die eine oder andere Weise, der Fall ist: Kein Mensch lebt außerhalb seiner Zeit und Epoche. Auch wenn er sich mit vergangenen Epochen oder auch zukünftigen, beschäftigen mag. Ich beschäftige mich mit unserer Zeit.   

 

Hier nun eine Auswahl der gezeigten Bilder:   

Mit einem Foto von mir, das zeigt, wie ich etwas erschossen auf dem Sofa sitze, nachdem wir die Bilder in die Galerie getragen hatten, das meine lieben Frau Gretel Kawohl aufgenommen  hat, bevor wir die Ausstellung zusammen aufbauten, möchte ich hier schließen.

Sie ist eine energische, kluge, schöne und leistungsstarke Begleiterin meines Kunstprojekts, ohne die ich überhaupt nicht wüsste, wie ich alles bewerkstellen könnte. Ob beim Fertigstellen der Bilder zum Transport im Atelier, den womöglich fälligen Rahmungen, dem Transport, beim Aufbau und Abbau von Ausstellungen, ob bei der Internetrecherche, Buchführung oder so gut wie immer fälligen Auseinandersetzungen mit dem Finanzamt (KünstlerInnen sind oft vom "Hobby-Paragrafen bedroht!", wenn sie mal nichts verkaufen.), wie auch immer: Meine Frau kennt sich aus oder arbeitet sich in die Materie ein. Als ehemalige Studienrätin und Betriebsratsvorsitzende eines großen privaten Mannheimer Gymnasiums war sie gewohnt in schwierige, juristische Sachverhalte einzusteigen. In ihr finde ich die ideale Diskussionspartnerin schon seit über 35 Jahren bei allen wichtigen Entscheidungen. Ihr sei herzlich auch an dieser Stelle gedankt.   

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09. November 2020

Norbert Ernst Herrmann