Fotos: Norbert Ernst Herrmann

"Fast wie ein Familientreffen",

 

so überschrieb der dem Kunstverein generell geneigte Kunsthistoriker und Journalist Holger Pöschl seinen Artikel, in der Mittelhaardter Rundschau, dem Regionalteil der Rheinpfalz vom Mittwoch 10.November 2021, zur Eröffnung der Ausstellung am darauf folgenden Freitagabend.

 

Wie immer ging Pöschl sehr differenziert auf viele Aspekte der ausgestellten Werke ein, was bei insgesamt 65 Künstlerinnen und Künstlern natürlich nur kursorisch möglich ist. Aber angesichts der auch namentlich genannten Vielzahl neuer Mitglieder, blieben dagegen viele "Urgesteine" und "Altgediente", wie er schrieb, diesmal meist - nicht alle! - unerwähnt in ihren Werken.

Der Journalist bemerkte, dass aus Kaiserslautern, ja, sogar aus Mannheim und Heidelberg einige kunstschaffende Mitglieder ausstellen und hebt hervor: "Schon die bis jetzt genannten Herkunftsorte belegen dabei, dass der Neustadter Kunstverein, was seine Mitglieder anbelangt, im Grunde längst eine Gesamtpfälzer Institution geworden ist." Dass dabei Profis, Semi-Profis und Hobbykünstler unjuriert zum Zuge kommen würden, kommentiert der Vorsitzende des Kunstvereins Wolfgang Glass, seines Zeichens Innenarchitekt und expressionistischer Maler, so: "Aber das ist unsere Community, warum sollte man da ausgrenzen?" "Nicht zuletzt", bemerkt Pöschl dazu "dient die Möglichkeit, seine Kunst in so schönem Rahmen auszustellen, natürlich auch als Argument bei der Mitgliederwerbung."

 

Dem pflichte ich uneingeschränkt zu. Zu dem zeigen die oft absurden Kapriolen des Kunstmarktes, ohne den professionelle Künstler*innen heutzutage aber generell kaum auskommen können - auch ich nicht! -, wie  uneinheitlich - um das höflich auszudrücken! - sich das Geschmacksurteil zeigen kann, womit nicht selten unglaubliche Preise erzielt werden...

 

Schön ist natürlich, wenn man als Künstler in seinem Trachten vom Kunsthistoriker "erkannt" wird und das dann in der Zeitung steht. Denn Öffentlichkeit ist bekanntlich die "Währung" der Kunst. Jedenfalls eine ihrer Voraussetzungen. Und so bemerkt Pöschl im Artikel "...ein Kunstplakat des Elmsteiner Grafikers Norbert Herrmann, das die allgegenwärtigen CR-Codes als "Öffentliche Geheimcodes" persifliert." Gewiss, im allgemeinen Sinne ist      

das eine Persiflage, also als Ironie im gesellschaftlichen, kultuellen Sinne zu verstehen. Überall werden zunehmend QR-Codes in der Öffentlichkeit eingesetzt, nicht zu letzt in der Corona-Pandemie. Und Kunst hat in der Moderne bekanntlich schon immer den Alltag versucht in die "Heiligen Hallen der Kunst" zu bringen. So auch ich, mit diesem Zitat...

Doch konkret ist das mehr, denn jeder kann, der ein Smartphone und die entsprechende App hat - neuerdings geht es auch nur mit der Fotofunktion - auf diese, meine Homepage hier, zugreifen - und da gibt es immer "etwas Neues" zu entdecken, wie auf dem in der Ausstellung gezeigten Druck im blauen Feld steht. 

 

Denn es ist doch so: Die meisten, die hier oder bei Kunstausstellungen überhaupt Kunstwerke zeigen, haben daheim oder im Atelier noch jede Menge anderer Werke, die Interessent*innen ebenfalls gefallen könnten. Da sind auch jede Menge Informationen zu finden oder konkrete Fragen des Zeitgeschehens, mit denen ich mich zum Beispiel, auseinander setze. Manchen gefällt das, manchen nicht. So ist die Welt in ihrer Ambivalenz.

 

Meine Kunst, obwohl meist abstrakt, lebt von ihrem Zeitbezug. Ohne diesen ist mein visuelles Ambivalenzkonzept, das sich auf die universelle  Wahrnehmungsfähigkeit von "uns Tieren" bezieht, Figur vom Grund unterscheiden zu können, überhaupt nicht einsichtig. Hier auf meiner Internetseite, ist jedenfalls jede Menge "Neues" zu finden. Und wer diesen Druck des QR-Codes in der Ausstellung kauft (84 x 86 cm), kann konkret immer verfolgen, was es im Atelier Norbert E. Herrmann jeweils Neues gibt. Und Früheres ist womöglich auch interessant. Das ist mehr als eine Persiflage...Was keine Kritik an Holger Pöschls Ausführungen ist. Er hat einfach im kunsthistorischen Sinne recht, was mich freut, dass er es bemerkt.  

 

Interessant war jedenfalls zu sehen, dass bei der Ausstellung, die sehr gut besucht war, jede Menge Leute mit der Preisliste in der Hand herum liefen. Und vielleicht stimmt es, was der Journalist schreibt, daß "bei den alle zwei Jahre anstehenden Mitgliederausstellungen in der Vergangenheit schon oft Werke Käufer fanden, denen kein Experte das ja vorausgesagt hätte." Na dann...      

Es ist Corona-Zeit und so wurden Mitglieder und Gäste von den beiden Vorsitzenden des Kunstvereins vor der Tür der wunderbaren Villa Böhm begrüßt. Es war kalt, aber alle hielten aus. Die stellvertretende Vorsitzende Dr. Katharina Dück - selbst u.a. Schriftstellerin - hielt eine, wie immer sehr eindringliche, wunderbar poetische Rede zu ihren Eindrücken der Ausstellung und gebrauchte auch in diesem Zusammenhang begrifflich den Titel meines Bildes von dem "Öffentlichen Geheimcode". Was mich natürlich freute und ich ihr freundlich zu winkte, als wir uns in der Menge von Weitem sahen. Sie feierte in ihren Ausführungen implizit die Pluralität des Aussdrucks zeitgenössischer Kunst. Ich sehe darin, explizit verstanden, ein gewisses kritisches Widerstandspotential gegen aktuelle politische Bestrebungen in Deutschland - siehe einschlägige Iniativen der AFD! -, die diese einschränken will, wie zu Zeiten, zu denen wir nicht zurück wollen sollten...

Dass alle eine Maske trugen in der Ausstellung war selbstverständlich. Offensichtlich eine Konformität, der man sich angesichts der Pandemie, aus Einsicht in die Notwendigkeit, mehr oder weniger gerne unterwirft. Obwohl dadurch natürlich die Lust zu kommunizieren, oder gar sich zu umarmen, erheblich eingeschränkt wird. Wir warten auf bessere Zeiten...

 

Norbert Ernst Herrmann

     16.11.2021