Seit Jahren schon pflege ich zum Jahreswechsel meist politisch orientierte, grafische Kommentare zur Zeitgeschichte als Feiertagsgrüße an Freundinnen und Freunde sowie Kunden zu schicken. Früher noch mit der Post und in papierner Form, heute meist per E-Mail. Hier im Folgenden sehen Sie die Kommentare in Bild und Schrift, ab 2010, so wie sie seinerzeit das Atelier verließen, mit geringfügigen Änderungen.
Jahreswechselgrüße 2017/18 mit Blick auf die Europawahlen:
Jahreswechselgrüße 2017/18
Die Jahreswechselgrüße gingen per E-Mail an FreundInnen, Geschäftspartner und Kunden.
Im Schreiben zitierte ich den Chefredakteuer der “Blätter für deutsche und interna-tionale Politik” Albrecht von Lucke, Ausgabe 12, 2017: “(...)Längst befinden wir uns europäisch wie global in einer tiefen Krise der parlamentarischen Demokratie. Im Osten propagiert Xi Jinping den autoritären Überwachungsstaat unter Führung der kommu-nistischen Partei; im Westen agiert Donald Trump als Abrissbirne der Demokratie. Und in der Europäischen Union rückt von Mittel-Ost-Europa aus ein neuer völkisch-identi-tärer Block, der von Polen über Ungarn bis zur Slowakei reicht, immer stärker an den pluralistischen Westen Europas heran.” Ich verwies noch auf die aktuelle Regierungs-bildung in Österreich, wo Rechtsradikale nun an den Schalthebeln der Macht sitzen. Und plädierte dafür, dass sich Europa politisch institutionell und sozial erneuern müsse.
Jahreswechselgrüsse 2016/17
Liebe Mitbürger, liebe Freundinnen und Freunde,
Gretel Kawohl
Als Jahreswechselgruß 2015 /2016
Der Einfachheit halber diesmal ein Zitat:
„Die Demokratie lebt von dem Streit mit den Feinden der Demokratie. Deshalb sollte man die gegenwärtige Situation als Bewährungsprobe für die Gesellschaft begreifen.
Der europäische Rechtspopulismus, der bei den Regionalwahlen in Frankreich eingedämmt, aber gewiss nicht aufgehalten wurde, ist längst auch in einer deutschen Version zu haben. Mochte man die Pegida-Märsche bereits als abklingendes Randphänomen deuten, so etabliert sich um die AfD herum mehr und mehr eine rechte Bewegung , die nicht nur wachsende Zustimmung erhält, sondern auch einen Wandel kultureller Ausdrucksformen einleitet. Der Ton wird rauer. (…) Die Angst vor dem Verlust einer wie auch immer erlebten sozialen Homogenität geht einher mit einem wachsenden Misstrauen gegenüber den demokratischen Regulierungskräften. (…) Wir werden uns auf einen kulturellen und politischen Mainstream von rechts einstellen müssen, der mehr ist, als ein vorübergehendes Phänomen.(…)
Das Gerüst der Werte, über die man gerade nicht verlässlich verfügt, sondern die immer wieder neu ausgehandelt werden müssen, gründet auf so einem Einfachem wie einer Rechtsordnung, die aus dem Prinzip der Gewaltenteilung hervorgegangen ist. Genau das ist es, was die neuen rechten Bewegungen einreißen wollen. Sie dürfen damit keinen Erfolg haben.“
Harry Nutt, Leitartikel: Kein vorübergehendes Phänomen, Frankfurter Rundschau, 15.12.2015, Seite 11
Meine Jahreswechselgrüße an Kunden, Freundinnen und Freunde 2014/15 griffen die Motive von 2011 und 2012 auf (siehe weiter unten) und wurden als PDF mit folgenden Text der E-Mail angehängt:
Zwei Motive, ein Gedanke!
Als 2011 die Tat des norwegischen Massenmörders Anders Breivick bekannt wurde, war ich entsetzt und gestaltete dieses »Hassglocken-Mo-tiv«, um auf die Parallele zu dem »Nationalsozialistischen Untergrund« (NSU) hinzuweisen, der bekanntlich eine blutige Spur durch Deutschland zog und dessen politische und juris-tische Aufarbeitung zur Zeit noch nicht abgeschlossen ist. Ein Jahr später entstand das andere Motiv, weil überdeutlich wurde, dass die NSU ein weitverzweigtes Netz von Unterstützern hatte, bis weit in staat-liche Stellen hinein. Und das mit Steuergeld über ein Netz von Agen-ten (die im Grunde Doppelagenten waren) als rechtsradikales Umfeld erst aufgebaut wurde. Deutschland wird nicht nur im historischen, son-dern auch im aktuellen Sinne offen-sichtlich den Schatten des National-sozialmus nicht los...
Und nun hallen neuerdings die rassistischen Hassglocken laut und deutlich im politischen Raum, wie die montäglichen "Pegida"- Demonstra-tionen in Dresden (auch wenn letz-tens Weihnachtslieder gesungen wurden) und anderen Städten in Deutschland zeigen. Was sich hier womöglich ankündigt, ist die Geburt einer völkischen Bewegung - gewiss sind nicht alle Nazis, die da mitmar-schieren -, die jedoch offensichtlich alles ausgrenzt, was ihr nicht passt und ungeachtet Ihrer pseudopatri-otischen Parolen ganz offensichtlich gegen Kernbestimmungen des Grundgesetzes der BRD gerichtet ist. Dagegen gilt es sich zu wehren!
Die Iniatoren operieren mit grotes- ken Unwahrheiten von einer angeb-lichen "Überfremdung" unseres Gemeinwesens und Ausplünderung der Sozialsysteme. Ein Blick in Infor-mationen des Bundesamtes für Sta- tistik kann jeden überzeugen, dass z.B. die deutsche Volkswirtschaft und die Sozialsysteme durch die Tätigkeit von Ausländern über 20 Milliarden im Jahr gewinnen und bei 5 -7% Aus- ländern, kann von Überfremdung wahrlich nicht die Rede sein. Im Ge- genteil: Um unsere Sozialsysteme langfristig aufrecht zu erhalten, müs- sten jährlich weit über 200 000 Ausländer sich einbürgern lassen. Aber Argumenten und Fakten schei- nen die vielen Tausend Montags-demonstranten, die »...Wir sind das Volk...« rufen, nicht zugänglich zu sein. Weil die seriösen Medien - es gibt auch andere, wir wissen es! - der BRD diese Tatsachen auch ihren Berichten meist zu Grunde legen, meinen diese Verblendeten, dass die Medien "gleichgeschaltet" wären und widmen sich offensichtlich im Inter- net ausschließlich ihren »Hassforen«, falls sie sich überhaupt informieren.
Natürlich hat sich vor allem Deut-schland-West in den letzten 50 Jahren verändert und gewiss gibt es Probleme der Integration, auch müssten klare Einwanderungsgesetze und eine gelebte Willkommenskultur her, wie z.B. in Schweden.
Tatsache ist auch, dass mittlerweile in Deutschland 20% der Bevölke- rung, das sind über 16 Millionen Menschen, in der Armutsfalle leben, über 7 Millionen befinden sich im Niedriglohnbereich, was natürlich auch bei den euphemistisch als »soziale Mittelschichten« bezeichnet Bevölkerungsgruppen enorme Abstiegsängste mobilisiert. Doch statt, dass sich diese Ängste gegen die Betreiberin dieser Misere, die Merkel-Regierung, richten, wird gegen Minderheiten gehetzt, nicht zuletzt auch durch entsprechende Parolen der CSU, was die CDU duldet. Die SPD hat sowieso wenig zu sagen und klebt an der Macht mit der Union, obwohl sie mit Grünen und Linken eine eigene Regierung bilden und eine bessere Politik, auch im europäischen Maßstab, machen könnte, weil diese drei Parteien im Bundestag bekanntlich die Mehrheit haben. Was schließlich das Wahlvolk so entschied bei der letzten Wahl. Merkel könnte schon längst Geschichte sein...
Wahr ist aber auch, dass es überall im Lande großes Mitgefühl und praktische Hilfe für Kriegsflüchtlinge gibt. Politik und Behörden müssen halt vor Ort die Menschen infor-mieren und »mitnehmen«, wie man sagt. Und erfreulich ist, dass sich auch in Dresden und in anderen Städten politischer Widerstand gegen das dämliche »Dumpfbacken-Ge- schrei« regt. Politisch gehen wir wohl weltweit weiterhin kriegerischen, turbulenten und gefährlichen Zeiten entgegen, von dem Ukraine-Krieg ganz abgesehen, was ein eigenes Thema hier wäre (vielleicht nächstes Jahr? Hoffentlich nicht!)
Künstlerisch ist bei mir im positiven Sinne in letzter Zeit einiges passiert, davon kann man sich (hier) auf meiner Homepage überzeugen. Dieses Jahr über vierzig Werke bei einer Ausstellung in Karlsruhe. Ganz aktuell: Zwei jüngste Bilder wurden z.B. für die Saalbauaustellung in Neustadt a. Weinstraße ausgewählt und werden am Neujahrsempfang Anfang Januar 2015, zusammen mit anderen Werken von KünstlerInnen des Kunstvereins, ausgestellt. Ich denke, die kann man über das Jahr hin bei Veranstaltungen begutachten. Auch das Signet, das ich für das Bistum Speyer zum Thema »...Was ist mir heilig?...« gestaltete, wird Emblem eines Films über interre-ligiöse Kommunikation. Gelebte Toleranz ist möglich!
Norbert Herrmann,
Dezember 2014
Dieses Motiv wurde als E-Mail samt Text an Kunden, Freundinnen und Freunde als Jahreswechselgruß 2013/14 verschickt:
Rechtskonservative Parteien (z.B.die mitregierende CSU bei uns), natürlich die AFD sowie viele rassistische Parteien Europas haben sich
zur Europawahl 2014 direkt oder indirekt verbündet und bewirken - ob sie das beabsichtigen oder nicht -, dass die Menschen Europas (wieder) gegeneinander gehetzt werden. Dieser engstirnige
Nationalismus bedroht jeden!
Sagen wir dagegen Ja zu den Werten der Menschenrechte sowie einem gemein-samen, aber auch sozialen Europa, gegen die Macht der Banken und Konzerne (und der hoffentlich durch die
SPD gezähmten, deutschen Kanzlerin).
( Hinzufügung 18.Februar 2014: Der Ausgang der Volksabstimmung in der Schweiz unterstützt leider die befürchtete Tendenz.)
Vor einem Jahr "läutete" ich, unter dem schockierenden Eindruck der bekannt-gewordenen NSU-Morde (NSU - "Natio-nalsozialistischer Untergrund"), mit meiner Grafik "Hass-glocke" an dieser Stelle das neue Jahr ein. Dieses Jahr will ich nun (...) beim Thema bleiben:
Die diversenen "Verfassungsschützer" - die Exekutive etwa überhaupt? - haben ihr Versagen bei der Aufklärung der NSU-Morde im letzten Jahr hinreichend unter Beweis gestellt: Den Nazi-Schatten bekommt Deutschland nicht los! Nicht zuletzt - das zeigen sozialwis-senschaftliche Unter-suchungen - weil 15 -20% der Bevölkerung ein geschlossenes, rechtsradikales Welt-bild hat und über-wiegend CDU/CSU wählt, wenn dieser Teil überhaupt wählt.
Das sind leider Fakten, die der Wissenschaft bekannt sind. Das erklärt aber auch die ausgesprochene "Lustlosigkeit" der Regierung von Land und Bund bei diesem Thema, trotz wort-reichen Beteuerungen der Politik. NPD-Ver-bot? Gewiss Symbol-politik....Aber immer-hin ein Zeichen.
Nun. die Gefärdungen für unsere Gesellschaft gehen gewiss nicht nur vom rechten Terror-ismus aus. Durch die sich zuspitzenden Krisen des Kapita-lismus ist linker Terror durchaus absehbar. Nicht zuletzt der islamisch motivierte, der jeden "Ungläu-bigen" vernichten will, wird auch zukünftig als Bedrohung vorhanden sein, wie die Bomben-funde letztens in Bonn zeigen. Und angesichts des jüngsten Beispiels aus den USA, die Amoktat eines 20-jäh-rigen, ist man fas-sungslos...Leider ein weltweites Problem, nicht zuletzt bei uns. Was tun?
Claus Leggewie und Horst Meier resümie-ren in der Frankfürter-Rundschau vom 17.12.2012 zum Thema: "Auf lange Sicht kann allein
das Zusammenwirken von staatlichem Gewaltmonopol und zivilgesellschaftlichem Engagement moderne Gesellschaften einigermaßen sicher machen: um den nichtkalkulierbaren Rest, den Freiheit ausmacht, mit Anstand zu ertragen. Gewiss wahr, aber keine schöne Aussichten auf die Ambivalenzen unserer Zeit.
Besinnliche Feiertage
und alles Gute (...)
Norbert Herrmann
2012 / 13
Der pure Hass auf alles, was sich der eigenen Ideologie nicht fügt, war 2011 das verbindende Moment der Taten des norwe-gischen Massenmör-ders Anders Breivick und der Zwickauer Nazi-Terrorgruppe. Sie soll unerkannt 14 Jahre lang eine blutige Spur durch Deutsch-land gezogen haben. Die Parallele zur Roten Armeefraktion (RAF) liegt auf der Hand.
Wer den Terror der RAF seinerzeit miterlebte, welcher einhellig von der politischen Linken verurteilt wurde, kann sich noch an die unglaubliche Repres-sion des Staates, gegen alles was links war, erinnern. Schriftsteller, wie z.B. Heinrich Böll, litten ebenso darunter, wie unzählige "Normal-sterbliche". Es wurde flächendeckend in Institutionen und Betrieben entlassen oder erst nicht eingestellt. Oft waren die betroffenen Perso-nen völlig ahnungslos. Nur durch Zufall kam heraus, dass der Geheimdienst in Celle ein Loch ins Gefängnis sprengte, um das den Terroristen in die Schuhe zu schieben. Auch dier ersten
Waffen der RAF kamen vom Verfassungs-schutz. Nun wird anhand der Zwickauer Terrorgruppe aktuell immer deutlicher, wie tief staatliche Institu-tionen in den braunen Sumpf involviert sind und diesen mit Steuergeldern subven-tionieren. Ist es vorstellbar, dass der demokratische Staat sich seine Feinde selbst erschafft? Jedenfalls wird eine politische Aufklärung in Öffentlichkeit und Politik unerlässlich sein und auch Konse-quenzen gezogen werden müssen. Das Nazi-Problem wird durch ein Verbot der NPD natürlich nicht beseitigt, ein Sarrazin reicht völlig, um Hass mobilisieren zu können.
Als freuer Künstler bekommt man bedenkliche Ent-wicklungen weniger mit, denn der Kunst-bereich ist durchweg liberal. Jedoch in meiner Eigenschaft als überwiegend für mittelständige Unter-nehmen freiberuflich tätiger Grafik-Designer habe ich in den bals 30 Jahren meiner Praxis, durchaus manche lukrative Geschäfts-beziehung abge-brochen, weil ich mir rechtsradikales Geschwätz von Füh-rungspersonen nicht anhören wollte. So
kann ich aus meiner persönlichen Erfahrung bestätigen, was auch wissenschaftliche Untersuchungen seit Jahren feststellen, dass der Rassismus in unserer Gesellschaft kein Randphänomen ist, sondern aus der Mitte der Gesellschaft kommt. Um so wichtiger ist es, dass wir diesen Befund nicht verdrängen. Hass ist zweifellos kein Straf-tatbestand. Doch die Grenze zur Tat ist fließend. Seien wir also auf der Hut und treten im Alltag dem rechts-radikalen "Geläut", in seinen vielen Vari-anten, entgegen. Wir werden die Zukunft nur durch Welt-offenheit und Toleranz bestehen können.
(...)
Es grüßt mit guten Wünschen
zum Jahreswechsel 2011/12
Norbert Herrmann
2010 / 11 war der Jahreswechsel, wo endgültig auch einer breiteren Öffentlichkeit klar war, dass die weltweite Finanzkrise von 2008 absehbar einige Länder Europas in den Abgrund reißen kann, was ja dann auch mit fleißiger Unterstützung der deutschen Austeritätspolitik unter Merkel - die leider deutsche Ressentiments gegen Südländer ausnutzte - im Interesse der Banken betrieben wurde.